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Kollektive Kraftanstrengung

Januar 2022

Vom Beginn der Pandemie an predigen die Politiker die kollektive Kraftanstrengung bei der Bewältigung der Pandemie. Die Eigenverantwortung und damit auch das Recht auf individuellen Umgang mit dem Virus sind unerwünscht und werden bekämpft. Dieser Gleichschritt erinnert mich an den DDR-Sozialismus und seine kollektivistischen Argumentationsmuster:

"Der Aufbau des Sozialismus kann nur gelingen, wenn jeder all seine Kraft dafür einsetzt."
"Anstatt zu nörgeln, sollte jeder selber einen Beitrag für die Lösung der Probleme leisten."
"Jeder sollte überlegen, wo er sich noch besser für unsere Deutsche Demokratische Republik und damit für die Erhaltung des Friedens einbringen kann."
"Mein Arbeitsplatz ist mein Kampfplatz für den Frieden."

So oder so ähnlich wurde die Bevölkerung der DDR agitiert: Der Sozialismus ist gut und richtig. Wenn etwas noch nicht gut und richtig ist, dann ist es die Kraftanstrengung der Menschen beim Aufbau des Sozialismus. Oder ihre Bereitschaft, gegen die Feinde des Sozialismus vorzugehen.

Und wie wir wissen, dürfte das dann wohl auch der Grund für die Dysfunktionalität des Sozialismus gewesen sein. Nur durch permanente Agitation, permanente Reglementierung und permanente Überwachung durch ein zentralistisch orientiertes Staatswesen konnte das Gefüge zusammen gehalten werden, bis es schließlich doch implodierte.

Die Pandemie lädt ein, den kollektivistischen Ansatz bei der Lösung von Problemen erneut zum Standard zu machen, möglicherweise auch mit Folgen für die Zeit danach.

Dass alle "an einem Strang ziehen", ist per se nichts schlechtes. Es gibt bei dem verordneten "Strangziehen" jedoch immer exakt zwei Probleme:

  1. Wer entscheidet mit welcher Legitimation, was der Strang ist und wohin gezogen wird?
  2. Was ist mit jenen, die - warum auch immer - nicht mitziehen wollen?

An diesen beiden Punkten scheitert der kollektivistische Ansatz regelmäßig im Vergleich zum liberalen, pluralistischen Ansatz.
Punkt 2 führt in den Vormundschafts-, Überwachungs- und Terrorstaat, der nicht nur Unfrieden schafft, sondern auch wertvolle gesellschaftliche Ressourcen bindet.
Punkt 1 führt zur Ausbildung von Machteliten, die ihre Legitimation mit dem Schein der Unfehlbarkeit begründen müssen, was auf Dauer immer nur mit Unwahrheiten, Verdunklung und Vertuschung möglich ist.

Das ist alles nicht neu. Neu ist, dass viele Menschen nicht merken, wie ihnen die Virus-Angst die Augen verschließt vor der schleichenden Gefahr eines neuen Kollektivismus.

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